Ein Leitbild wird von Unternehmen in der Regel verwendet, um ihren Zweck, ihre Werte und ihre wichtigsten Grundsätze zu vermitteln. Es dient als Eckpfeiler einer jeden Kommunikationsstrategie und sollte idealerweise auch als Fundament der Unternehmenskultur dienen, das sowohl die Unternehmensleitung als auch die Mitarbeiter motiviert und ihnen einen Sinn für ihre Arbeit gibt. Einfach gesagt: Ein Leitbild ist etwas, das ein Unternehmen vorantreibt, eine Erinnerung, auf die sich ein Unternehmen in Zeiten des Zweifels stützt, und eine Grundlage für jede Entscheidung.
Die wichtigere Frage ist: Was hat das alles mit Neurowissenschaften zu tun? Warum müssen Unternehmen die innere Funktionsweise des Gehirns verstehen, um ein ansprechendes Leitbild zu entwerfen?
Vergleichen Sie diese beiden Beispiele:
BEISPIEL 1: "Wir stellen den Kunden in den Mittelpunkt und begeistern ihn immer wieder aufs Neue mit unserem einzigartigen Produktsortiment" (Leitbild einer Einzelhandelsmarke)
BEISPIEL 2: "Wir sind im Geschäft, um unseren Heimatplaneten zu retten. Wir setzen unsere Ressourcen ein, um etwas gegen die Klimakrise zu tun" (Patagonia-Leitbild)
Welche dieser Aussagen spricht Sie mehr an? Welche von ihnen hinterlässt eine stärkere emotionale Reaktion? Würden Sie sich eher mit der ersten oder mit der zweiten verbunden fühlen?
Es ist ganz klar, dass die zweite Aussage - die von Patagonia - einen größeren emotionalen Eindruck hinterlässt. Sie schafft ein Gefühl der Verbundenheit hinter einem größeren Ziel und bringt Menschen zusammen, um ein gemeinsames Ziel in Angriff zu nehmen. Mit anderen Worten: Es kitzelt die emotionale Seite unseres Gehirns.
Wir Menschen sind emotionale Wesen, die stark vom "primitiven" Teil unseres Gehirns gesteuert werden: dem Hirnstamm und dem so genannten limbischen System. Das limbische System ist der Teil des Gehirns, der für unsere emotionalen Reaktionen zuständig ist. Dieser Teil des Gehirns schaltet sich als erstes ein und verarbeitet Informationen mit unglaublicher Geschwindigkeit. Diese Informationen werden dann an den präfrontalen Kortex weitergeleitet: ein größerer, aber auch langsamerer Teil unseres Gehirns, der sich erst viel später im Laufe der Evolution entwickelt hat. Der Kortex ist u. a. für rationales Denken und Entscheidungsfindung zuständig. Was passiert also, wenn das Gehirn neue Daten erhält und eine Entscheidung auf der Grundlage dieser neuen Informationen treffen muss? Werfen Sie einen Blick auf die folgende Grafik:
Die Informationen werden vom limbischen System schnell bewertet. Es entsteht eine Emotion - oft auf einer unbewussten Ebene. Diese Emotion wird an den Kortex weitergeleitet, wo sie durch eine Reihe komplexer Prozesse rationalisiert wird. Danach wird eine bewusste Entscheidung getroffen und ein bestimmtes Verhalten ausgeführt (oder auch nicht).
Das zeigt, dass unser Verhalten von unseren Emotionen gesteuert wird - und nicht andersherum. Die Emotion kommt zuerst, die Handlung folgt. Ein Leitbild, das nur den rationalen Teil des Gehirns anspricht, wird daher nicht zu einem starken Verhaltensergebnis führen. Wenn es Ihnen jedoch gelingt, das limbische System anzusprechen und die emotionale Saite zu treffen, können Sie sicher sein, dass ein bestimmtes Verhalten entsteht - oder zumindest neigen die Menschen dazu, mehr mit einer bestimmten Mission zu assoziieren oder mehr Sinn zu sehen. Das ist der Punkt, an dem die Magie passiert.
Möchten Sie mehr darüber erfahren? Schauen Sie sich dieses Video an, in dem wir tiefer in die Funktionsweise des Gehirns eindringen und zeigen, wie Sie die Kraft des limbischen Systems nutzen können, um Leitbilder zu erstellen, die Ihr Unternehmen oder Team voranbringen.
